Schauen Sie sich das Bild genau an. Da tropft Wasser vom Rebentrieb. Kein Regenwasser und auch kein Tau. Die Rebe weint...!* Für einmal ist das kein trauriges Ereignis. Der Rebstock kündet an, dass er aus der Winterruhe erwacht ist.
Ein milder Winter lässt die Rebe frühzeitig aus dem Winterschlaf erwachen. Ungeduldig wartet sie auf das Startzeichen zum Austrieb. Doch wer ist für dieses Signal verantwortlich?
Im Erbgut sind Programme für den Austriebs-Zeitpunkt festgeschrieben. Um sie in Gang zu setzen, müssen Bedingungen erfüllt sein. Diese können durch Eingriffe des Menschen beeinflusst oder der Natur überlassen werden. In Fenouillet vertraue ich auf die Kraft der Natur.
Hauptdarsteller im Aufwach-Szenario ist die Temperatur. Jede Rebsorte verfügt über Temperatur-Grenzwerte. Werden sie überschritten, klingelt ihr Wecker. Ein einzelnes Temperatur-Ereignis genügt nicht. Die Wärmesumme ist entscheidend. Ist sie erreicht, treibt die Rebe aus. Wir vergleichen die Temperatursumme mit jener des vorangehenden Jahres. Derart ist es uns möglich, den Austriebs-Zeitpunkt des laufenden Jahres voraus zu bestimmen.
Der Winter 2013/2014 war mild. Ende Januar liess sich ein sehr früher Vegetationsstart vermuten. Dieser ist nun Tatsache. Unsere Reben haben vierzehn Tage früher ausgetrieben als im vergangenen Jahr. Das mag ich nicht besonders! Bis Mitte Mai ist in Fenouillet mit Frost zu rechnen. Er ist Feind Nummer 1 der sich heranbildenden Frucht. Drücken Sie uns die Daumen, damit wir vor Frost verschont bleiben.
*Die Rebe weint. So bezeichnet der Winzer die ersten Anzeichen des Vegetationsstarts der Rebe.